Blühwiesenaktion
Blütenpracht für Mensch und Insekten: Ahrensburg lässt 5000 qm Grünflächen erblühen:
Ein Projekt der Stiftung Naturschutz bringt mehr Biodiversität und Farbe in die Stadt
In Ahrensburg tut sich etwas auf den städtischen Rasenflächen: Wo bislang kurz geschorenes Grün dominierte, sollen schon bald bunte Wildblumenwiesen wachsen – zur Freude von Insekten, Vögeln und auch den Bürgerinnen und Bürgern. Rund 5000 Quadratmeter öffentlicher Grünflächen wurden im Rahmen des Projekts „Blütenbunt – Insektenreich“ der Stiftung Naturschutz mit einer speziellen Mischung heimischer Wildblumensaat aufgewertet.
Mit dabei sind unter anderem Margeriten, Labkraut und Flockenblumen – klassische Vertreter der heimischen Wiesenflora, die nicht nur farbenfroh blühen, sondern auch wichtige Nahrungsquellen für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber darstellen. Ziel des Projekts ist es, die Artenvielfalt im städtischen Raum zu fördern und dem alarmierenden Insektensterben entgegenzuwirken.
Acht Wochen Ruhe für die Saat
Damit die frisch ausgebrachte Saat ungestört gedeihen kann, gilt für die neu eingesäten Flächen eine wichtige Regel: Sie sollten acht Wochen lang (bis Mitte Juni) nicht betreten werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die empfindlichen Keimlinge anwachsen und Wurzeln schlagen können. Die Stadt hat die betreffenden Bereiche entsprechend gekennzeichnet und bittet die Bevölkerung um Verständnis und Rücksichtnahme.
„Wir investieren hier in die Zukunft.“, erklärt Sieglinde Thies, technische Leiterin des Ahrensburger Bauhof und begeisterte Naturfreundin. „Es dauert seine Zeit, bis sich eine stabile, artenreiche Weise entwickelt. Doch die Geduld lohnt sich.“
Erste Blüten in diesem Jahr – volle Pracht im nächsten
Auch wenn die Wildblumenwiesen ihre volle Blütenpracht erst im kommenden Jahr entfalten werden, können Spaziergänger*innen und Naturfreunde bereits in diesem Sommer mit ersten Farbtupfern rechnen. Einige der ausgesäten Pflanzen sind Einjährige, die schon bald aufblühen und einen Vorgeschmack auf das geben, was in den kommenden Jahren zu erwarten ist.
Langfristig gesehen werden die Flächen jedoch vor allem von mehrjährigen Wildpflanzen geprägt sein, die sich über die Zeit etablieren und für ein stabiles ökologisches Gleichgewicht sorgen. Besonders erfreulich: Durch die naturnahe Bepflanzung entstehen wertvolle Lebensräume für bedrohte Insektenarten, die in der intensiv genutzten Agrarlandschaft immer weniger Rückzugsorte finden.
Mitmachen erwünscht!
Neben dem praktischen Nutzen für die Artenvielfalt setzt das Projekt auch auf Bewusstseinsbildung. „Blühwiesen sind nicht nur schön anzusehen“, betont Thies weiter, „sie sind auch ein Lernort, ein Rückzugsort und ein Symbol dafür, dass Naturschutz direkt vor der eigenen Haustür beginnt.“
Das Projekt „Blütenbunt – Insektenreich“ steht nicht nur öffentlichen Liegenschaften offen – auch Privateigentümerinnen und -eigentümer, Hausverwaltungen oder Unternehmen mit geeigneten Freiflächen ab 1000 Quadratmetern können sich beteiligen. Wer Lust hat, seine Flächen ökologisch aufzuwerten und einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten, kann sich direkt bei Antje Walter, Stiftung Naturschutz melden. Unterstützung bei Planung und Umsetzung wird dabei ebenso geboten wie hochwertiges, regional angepasstes Saatgut.
Bei der heutigen Aussaataktion wurden bereits erste Schwerpunkte gesetzt: Flächen im Ortsteil Gartenholz, entlang des Aue Wanderwegs und im Bereich Am Aalfang konnten erfolgreich eingesät werden. Insgesamt wurden über 30 Kilogramm heimisches Saatgut eingebracht – ein starkes Zeichen für mehr biologische Vielfalt mitten in der Stadt.
Pflanzen entdecken per App
Wer neugierig ist, welche Pflanzen auf den neuen Blühflächen wachsen, kann dies ganz einfach selbst herausfinden: Mit der kostenfreien App ObsIdentify, die in allen gängigen App-Stores erhältlich ist, lassen sich Pflanzen (sowie Tiere, Pilze und mehr) ganz leicht per Foto bestimmen. Einfach die Kamera auf die Blüte richten – und schon liefert die App einen Vorschlag zur Art. Eine tolle Möglichkeit für Naturinteressierte jeden Alters, die heimische Flora näher kennenzulernen und das Projekt interaktiv zu begleiten.
Ein Anfang mit Signalwirkung
Das Projekt „Blütenbunt – Insektenreich“ wird in vielen Kommunen Schleswig-Holsteins und Norddeutschlands umgesetzt – mit großem Zuspruch aus der Bevölkerung. Ahrensburg nahm bereits vor drei Jahren an diesem Projekt teil (zum Beispiel im Helgolandring im OT Gartenholz) und freut sich nun auf weitere 5000 qm Blühflächen. Das Projekt wurde vor sechs Jahren von der „Stiftung Naturschutz“ ins Leben gerufen und wird von dieser zu 25 Prozent finanziert. Der Hauptteil, 75 Prozent, wird vom Bund im Rahmen des Biodiversitätsprogramms beigesteuert. „Wir hoffen, die Aktion ist ansteckend.“, so Antje Walter von der Stiftung Naturschutz und Projektleiterin des Projektes „Blütenbunt – Insektenreich“.
Die jetzt aufgesäten Blühwiesen hatte der BUND Ahrensburg für das Projekt „Blütenbunt – Insektenreich“ vorgeschlagen. Seit vier Jahren gibt es in Ahrensburg eine aktive Ortsgruppe mit dem Schwerpunkt Biodiversität fördern. „Wenn alles gut wächst, wird das Summen der Bienen bald wieder zum gewohnten Klang des Sommers gehören.“, freut sich Ursula Sieg, Sprecherin der BUND Ortsgruppe Ahrensburg, die derzeit rund 20 aktive Mitglieder zählt. Sie organisiert für diese und alle natur- und arteninteressierten Bürgerinnen und Bürger lehrreiche, informative und bereichernde Aktivitäten wie die Blühwiesenradtour im September – gemeinsam mit Frau Walter von der Stiftung Naturschutz oder den „Tag des offenen naturnahen Gartens“, der am 18.05.2025 und bereits zum vierten Mal in Ahrensburg stattfindet.