Sanierung Bruno-Bröker-Haus
Investitionspakt Soziale Integration im Quartier
Sanierungszweck
Das Bruno-Bröker-Haus ist die älteste und größte Jugendfreizeiteinrichtung der Stadt Ahrensburg. Die Einrichtung weist einen hohen Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf auf. Im Jahr 2019 wurde die Stadt Ahrensburg mit der Sanierung des Bruno-Bröker-Hauses auf ihren Antrag in das Sonderprogramm der Städtebauförderung – Investitionspakt Soziale Integration im Quartier – aufgenommen. Mit dem Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ fördert das Bundesbauministerium die Erneuerung sowie den Aus- und Neubau sozialer Infrastruktur und deren Weiterqualifizierung zu Orten des sozialen Zusammenhalts und der Integration in den Städten und Gemeinden. Ziel des Investitionspakts ist es, Angebote der quartiersbezogenen Integration und des sozialen Zusammenhalts zu schaffen und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur als Orte der Integration zu qualifizieren. Dies können sowohl Bildungseinrichtungen wie Schulen, Bibliotheken, Kindertagesstätten, Bürgerhäuser, Sport- und Spielplätze oder Jugendhäuser wie das Bruno-Bröker-Haus sein.
Die Förderquote des Sonderprogramms umfasst bis zu 90 % der zuwendungsfähigen Ausgaben. Am 16. März 2022 hat die Stadt den Zuwendungsbescheid über eine Förderung in Höhe von 2.817.166,93 EUR für die Sanierung des Objektes erhalten. Seit Mai 2020 plant bereits ein Team an Ingenieuren, Fachleuten und Nutzern die Sanierung und den Umbau der Einrichtung.
Historie
Das Bruno-Bröker-Haus ist die älteste und größte Jugendfreizeiteinrichtung der Stadt Ahrensburg und befindet sich im Zentrum der Stadt. Aufgrund seiner zentralen Lage in Ahrensburg und Nähe zu wichtigen Treff- und Mobilitätspunkten jugendlicher Menschen (Bahnhöfe, Schulen, City Center Ahrensburg und Sportstätten) hat das Bruno-Bröker-Haus eine hohe, auch überregionale, Anziehungskraft für viele Jugendliche. Insbesondere wenn diese aufgrund prekärer Wohn- und Familiensituationen keine ausreichenden Schutz- und Entfaltungsmöglichkeiten in ihrem eigenen Zuhause vorfinden können, dient das Bruno-Bröker-Haus als zentrale Anlaufstelle.
Die Kombination aus dem Gebäude mit seinen vielfältigen Aufenthaltsräumen und dem Außengelände, mit Basketballfeld, mit Bolz- und Volleyballplatz und verschiedenen Sitzmöglichkeiten, erhöhen einerseits die Attraktivität der Einrichtung, benötigen aber auch eine angemessene Personalstärke, um jederzeit einer ausreichenden Aufsichts- bzw. Fürsorgepflicht nach zu kommen. Präventions- und Deeskalationsmaßnahmen bei übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum unterstreichen diese Notwendigkeit. Weiterhin befindet sich eine überwiegende Mehrheit der Besucher*innen in prekärer Lebenssituation, wie z.B. der Bezug von sozialer und wirtschaftlicher Unterstützung, das Wohnen in Unterkünften oder wirtschaftliche und psychosoziale Problemsituationen.
Die Besucher*innen-Struktur des Bruno-Bröker-Hauses bietet traditionell ein multikulturelles Bild. Etwa zwei Drittel der fast 200 Besucher*innen des Bruno-Bröker-Hauses sind Geflüchtete bzw. Menschen mit Migrationshintergrund. Insgesamt sind unter den Besucher*innen aktuell 30 verschiedene Herkunftsnationen vertreten.
Jugendfreizeitstätte ist das Gebäude bereits seit Anfang der 50er Jahre. Damit ist es eines der ältesten Jugendhäuser in der Bundesrepublik Deutschland. Baulich besteht es aus mehreren Abschnitten, der ursprünglichen Villa (Bauteil D), vermutlich um die vorletzte Jahrhundertwende als Wohnhaus errichtet, dem ersten Anbau von 1956 mit dem großen Saal, Eingang und Werk- und Nebenräumen (Bauteil B und C) und einem weiteren Anbau von 1960 mit dem kleinen Saal im 1. OG sowie weiteren Räumen im EG (Bauteil A).
Derzeitige Nutzung
Im Bauteil D befinden sich im EG und OG im Wesentlichen Büroräume des Jugendzentrums und des Stadtjugendrings, ein Bandübungsraum und die zum großen Saal gehörige Bühne. Im Keller des Bauteils D gibt es Abstellräume, einen Brennofenraum und einen Teilkeller, der, zurzeit nur von außen zugänglich, von einem der Ahrensburger Fußballvereine genutzt wird.
Das Bauteil C beherbergt den Großen Saal (Raumhöhe über zwei Geschosse) mit Tresenanlage. Im Bauteil B befinden sich derzeit im EG der Haupteingang, WC-Anlagen, eine kleine Küche sowie Umkleide- und Duschräume für die angrenzenden Fußballplätze. Das OG beherbergt eine Fahrrad- und Holz-, sowie die Kreativwerkstatt und einen Medien- und Hausaufgabenraum. Unterhalb des Eingangsbereichs befindet sich ein Teilkeller, in dem die Heizung und weitere technische Installationen untergebracht sind. Im Bauteil A befinden sich im EG weitere Umkleide- und Toilettenanlagen für die Sportler. Im OG ist der kleine Saal untergebracht. Das Bauteil A verfügt über einen Keller, der als Materiallager von dem Sportverein genutzt wird.
Mängel, Sanierungsziele und wesentliche Maßnahmen
Die räumliche und hygienische Situation in den von den Sportlern genutzten Bereichen ist seit längerem unzureichend. Daher hat die Stadt Ahrensburg beschlossen, diese Funktionen in ein neu zu errichtendes Umkleidehaus zu verlagern. Daher werden diese Räumlichkeiten zukünftig für den gewachsenen Raumbedarf im Bereich der Jugendarbeit umgenutzt. Bauteil D: Hier sind nur geringe räumliche Änderungen vorgesehen; im EG werden zwei Büroräume mit einer großen Wandöffnung verbunden. Der Bandübungsraum im OG wird in das UG des Bauteils A verlagert. Der bisherige Bandübungsraum wird zum Besprechungs- und Spieleraum. Im UG von den Sportlern genutzte Räume werden künftig als weitere Abstellräume genutzt. Bauteil C: Der große Saal bleibt als solches i.W. unverändert, die Bühne wird vergrößert. EG Bauteil A und B: In diesem Bereich erfolgen die größten Änderungen. Die freiwerdenden Flächen der Umkleide- und Duschräume werden im Wesentlichen für Werkstätten (Holz-/Fahrrad- und Metallwerkstatt umgenutzt, die bisher nicht optimal im OG unterbracht sind. Erhalten bleibt im Bauteil B das Foyer, weiterhin verbleiben die Funktionen WC und Küche in veränderter räumlicher Anordnung. Neu hinzugekommen sind eine Spielecke zwischen Küche und Großem Saal und ein Aufenthaltsraum mit Sitzecke. Im Bauteil A wird im Bereich der heutigen WC-Anlagen ein barrierefreies WC neu hergestellt. OG Bauteil A und B: Der kleine Saal selbst bleibt unverändert und erhält über eine Wandöffnung Zugang zu einem Stuhllager, welches von der heutigen Kreativwerkstatt abgeteilt wird. Diese wird im Bereich der jetzigen Holz- und Fahrradwerkstatt eingerichtet. Zusätzlich entsteht ein Musikraum.
Da nur unzureichende (vor allem statische) Unterlagen zum Gebäude auffindbar waren, wurden in allen Bereichen im Vorwege bzw. planungsbegleitend durch eine Rohbaufirma Bauteiluntersuchungen durchgeführt und dokumentiert. Diese dienen einerseits als Basis für konstruktive und statische Entscheidungen in den Umbaubereichen, andererseits geben Sie Aufschluss über Aufbau und Zustand der untersuchten Bauteile. Ergänzend zu den vorgenannten Bauteiluntersuchungen wurden von der Fa. IBB, Hamburg, Sondierungen in den zweischaligen Bereichen der Außenwände vorgenommen, um die Art der Verankerung der Außenschale und einen eventuellen Handlungsbedarf festzustellen. Dabei wurde stichprobenartig der Hohlraum endoskopisch untersucht. Es galt die Fragestellung zu klären, ob die Verbindung der beiden Mauerwerksschalen mit Überbindern (die typisch für Baujahre um 1900 sind) oder mit Drahtankern erfolgte. Da Drahtanker erst ab Baujahren zwischen 1975 bis 1980 aus korrosionsbeständigem Edelstahl hergestellt wurden, weisen diese bei früheren Baujahren häufig Korrosionsschäden bis hin zum Totalverlust auf.
Es wurde festgestellt, dass in allen untersuchten zweischaligen Bereichen mit Luftschicht (auch im Bauteil D) Drahtanker verbaut sind, es wurden keine relevanten Schäden an den Ankern und somit kein Handlungsbedarf festgestellt.
Das Gebäude wurde fortlaufend baulich unterhalten, weist aber dennoch in allen Bereichen einen erheblichen allgemeinen altersbedingten Sanierungsstau auf. Dies betrifft insbesondere die schadhafte Dacheindeckung, unzureichende Dämmung (z.B. oberste Geschossdecke), schadhafte Fenster, Erneuerungsbedarf sämtlicher Oberflächen, Aktualisierungsbedarf im Bereich des Brandschutzes (z.B. Ertüchtigung der Kellerdecke im Bauteil D) und generell nicht mehr zeitgemäße technische Anlagen.
Auch wenn das Gebäude in Teilbereichen auch nach der Sanierung nicht in allen Teilen die heutigen Anforderungen an Neubauten erfüllen wird (z.B. im energetischen Bereich oder z.B. die nicht oder nur rudimentär vorhandene Abdichtung der Keller und erdberührten Bauteile), wird die Gebäudegrundsubstanz grundsätzlich als sanierungsfähig und vor allem auch vor dem Hintergrund der Historie des Gebäudes als sanierungswürdig angesehen.
Energetische Maßnahmen
Die Planung des Energiekonzepts erfolgt durch das Architektur- und Sachverständigenbüro Annett Bendfeldt, Ahrensburg. Näheres siehe Energiekonzept des Büros Bendfeldt. Wichtigste Maßnahmen im energetischen Bereich sind die Verbesserung der Wärmedämmung soweit mit vertretbarem Aufwand möglich, die Erneuerung der kompletten Umstellung auf Holzpelletheizung und die Errichtung einer PV-Anlage auf Teilen der Dachflächen. Für die Lagerung des Brennstoffvorrats werden außerhalb des Gebäudes zwei unterirdisch angeordnete Betonbehälter vorgesehen. Überblick Dämmmaßnahmen: Dämmung der obersten Geschoßdecke zum unbeheizten Dachraum, Erneuerung des Großteils der Fenster, Hohlraumdämmung zweischaliger Mauerwerksbereiche, Dämmung der Rückseite des Gebäudes mit druckfestem WDVS, sowie weitere kleinere Maßnahmen. Aufgrund von (v.a. der geometrischen) Gegebenheiten im Bestand kann die Dämmung in Teilbereichen nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand verbessert werden. Dies betrifft z.B. die nicht unterkellerten erdberührten Fußböden im EG.
Haustechnik / Technische Ausrüstung
Die Haustechnik HLSE (Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektrotechnik) wird vom Büro ProKon-Plan aus Hamburg geplant. Die vorhandene Haustechnik wurde in allen Teilen von ProKonPlan in Augenschein genommen. Dabei stellte sich heraus, das sämtliche technischen Anlagen nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen und größtenteils in einem schlechten Zustand sind. Im Ergebnis wurde entschieden, sämtliche technische Anlagen zu demontieren und entsprechend heutiger energetischer und funktionaler Anforderungen neu zu errichten.
Tragwerksplanung
Die Tragwerksplanung erfolgt durch das Ingenieurbüro Kreth, Ahrensburg. Im Entwurfs- und Abstimmungsprozess wurden die statischen Notwendigkeiten berücksichtigt und darauf geachtet, dass sich die Umbaumaßnahmen mit statisch angemessenen Eingriffen und vertretbarem Aufwand umsetzen lassen.
Brandschutzkonzept
Die Brandschutzplanung wird vom Büro Assmann Schmidt Ingenieure aus Lübeck erstellt. Die Ergebnisse der bisherigen Planung wurden in die Architekturplanung übernommen. Eckdaten Brandschutz:
Gebäudeklasse 3 nach LBO Schleswig-Holstein, keine Versammlungsstätte nach VStättVO Schleswig- Holstein, kein Sonderbau nach § 51 LBO. Aufgrund baulicher Gegebenheiten im Bestand ist zur Verbesserung der Sicherheit eine flächendeckende BWA (Brandwarnanlage) vorgesehen.
Schadstoffe
Das Baustofflabor IBB, Hamburg untersuchte das Gebäude hinsichtlich im Bestand vorhandener Schadstoffe. Bis auf kleinere Funde (z.B. asbesthaltiger Lüftungskanal, schadstoffhaltiger Bitumenkleber) waren die Befunde unauffällig.
Barrierefreiheit
Auf die heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit wird im Rahmen der der Sanierung geachtet.
Zeitliche Abwicklung
Die Planungen für die Sanierung des Objektes sind abgeschlossen. Beginn der Baumaßnahme ist das erste Quartal 2023. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2024 geplant.